Man muss die Leute lieben, die man gern hat. Nicht lieb haben oder verliebt sein. Lieben. Ich meine, dass man seine Auserwählten dem Sinne nach wirklich lieben muss. Lieben ist Tun, damit Liebe lebt.
Manchmal passieren Dinge, manchmal unglaublich viele zugleich, und dann sieht man seine Lieben nur selten, und das macht ja auch erstmal nichts. Man hat sich ja trotzdem lieb, und das weiß man auch. Denken kann man immer wieder aneinander, und einander das Beste wünschen. Am Besten so oft, wie es geht. Denn wer weiß schon, welche Passion sie gerade erleben und wie viel Glück und Wunsch sie dabei gebrauchen können. Es wird wohl kaum zu viel Gutes werden, das man ihnen wünscht. Das Leben ist eben manchmal von harter Natur, also gib dem Schornsteinfeger fein die Hand.
Manchmal passieren andere Dinge, und man ahnte es schon, denn etwas schwelte mit dem Wind und es kribbelt in der Seele, und es passieren blöde Dinge. Sie passieren, und unsere Liebsten sind gezwungen, sie zu erleiden, und weil die Dinge so dermaßen blöd sind, sind sie auch kaum fähig, jetzt noch unfrei-frei zu handeln und das Geschehende ab zu wenden. Sie sind aus den Bahn geworfen, aus dem Flow geraten, unter die Räder gekommen. Plötzlich sind sie nicht mehr Ursache des Geschehens, sondern einfach nur Teil dessen, was geschieht. Scheinbar machtlos sind sie auf sich gestellt, und ihr heimisches Gefühl von Kontrolle verliert sich im Kampf gegen die Windmühlen, die von fremder Kraft getrieben ihnen in‘s Bewusstsein stürmen, was für kleine Menschlein sie doch sind. Wie schön doch bis gerade noch alles gewesen ist. Und dann ist da noch die Hilflosigkeit, die sich uns selbst offenbart, während wir vom Tun entmündigt dem Geschehen beim passieren zusehen müssen. Wir können nichts dagegen tun, dass dieses dumpfe Gefühl uns überrollt uns donnernd zum Erleiden verurteilt. In diesem Moment spüren wir, dass es jetzt für alles zu spät sein könnte. Die Zeit des gemeinsamen Tuns könnte jetzt vorbei sein, einfach so.
Und was tun wir jetzt? Nach verpassten Chancen suchen, nach Vergebung suchen, nachdenken, doch Stillstand ist Tod, und Stille ist Sterben. Oder?
Und da merken wir es: Wir möchten lieben, wollen lieben, wollen teilen, wollen aktiv sein und freundlich, wollen reden, lachen und uns wissend und verstehend zublinzeln, sind bereit Opfer bringen, wenn es sein muss – wir wollen nicht nur selbstsüchtig sein. Freundlichkeit und innere Produktivität geben dem Leben einen greifbaren Sinn, den wir brauchen, um uns selbst zu empfinden, so wie er uns braucht, um Ausdruck zu finden und sich fortzupflanzen. Wir wollen füreinander da sein, und wir wollen voneinander lernen. Wir wollen aktiv sein und freundlich. Wollen klar sein, und ehrlich. Wollen die guten Vibes fördern. Und je eher wir das erkennen und uns eingestehen, dass wir ebenso liebesbedürftig wie unerschöpflich sind, desto eher wollen wir wirklich teilhaben und dabei mithelfen, die aktive Liebe weiter zu streuen und das gute Leben noch besser zu gestalten. Scheiße nochmal, Liebe lebt. Durch uns.
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