Querdenker an der Spitze

Am 07. September 2020 belagerte eine angemeldete Demonstration von Attila Hildmann das Reichstagsgebäude in Berlin.

Unter Protest gestellt wurden die aktuellen Hygiene-Verordnungen der Regierung zur Eindämmung des Coronavirus. Mitglieder dieser Veranstaltung waren dem linken sowie dem rechten Politikspektrum oder gar keinem zuzuordnen, doch alle hatten sie eines gemeinsam: Sie nennen sich Querdenker.

Den Querdenker gab es schon immer. Es ist die Sorte Mensch, dem keiner was vormachen kann. Er weiß alles, schaut über den Tellerrand und deckt jede Verschwörung, die es auf der Welt gibt, auf.  Der Bürger aus der Mitte, parteilos. Gesellschaftliche Standfestigkeit erlangten die Querdenker in Deutschland während der Corona-Pandemie. Das letzte Puzzleteil, was fehlte, um zu erklären, dass Bill Gates die Weltherrschaft anstrebt und sich den treuen Bürger durch Chip-Impfungen untertan machen möchte. So manch einer schmunzelt oder lacht über diese Aussagen und selten bekommen Querdenker und Verschwörungstheoretiker Gegenwind. Diese Akzeptanz der Andersdenkenden, Querdenker, Verschwörungstheoretikern kann uns allen irgendwann zum Verhängnis werden. Während „der Sturm auf den Reichstag“ am 7. September 2020 für viele der Belustigung diente, geschah in den letzten Tagen in den USA das vermeintlich Unmögliche.

Der 06. Januar 2021 wird in die amerikanische Geschichte eingehen. Trump-Anhänger, Neo-Nazis und Befürworter der QAnon-Bewegung stürmten das Kapitol in Washington. Dort befanden sich amerikanische Kongressabgeordnete, um Joe Biden als 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten zu bestätigen. Ein Stich ins Herz der Demokratie, gestoßen vom Noch-Präsidenten Donald Trump. Dieser Angriff auf das Grundkapital der Menschenrechte jedes einzelnen US-amerikanischen Bürgers, angeführt von Querdenkenden, forderte fünf Menschenleben. Das Schmunzeln erstarrt uns auf den Lippen. Kein Lachen mehr und ebenso wenig herunterspielende Worte. Manch einer wird nun behaupten, dass Länder wie Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika nicht vergleichbar wären und dass so etwas bei uns nie passieren wird. Die Gemeinsamkeit dieser Länder liegt nicht in der Rechtssicherheit oder den juristisch gegebenen Sanktionsmöglichkeiten jeweiliger Straftäter, sondern im Gedankengut der Menschen, die bereit sind, Leben zu opfern, um ihre Ideologie und Systemvorstellungen durchzusetzen. Eine brachiale Vorgehensweise, die nicht zuletzt in Deutschland Eingang gefunden hat; um damit auf den Lübcke-Mord von 2019 hinzuweisen.

Umso mehr ist es notwendig, den Befürwortern der Querdenkerbewegung sowie der QAnon-Bewegung Einhalt zu gebieten und ihnen keinen Platz in unserer Gesellschaft zu überlassen. Das tun wir, indem wir uns offen und aktiv gegen Verschwörungstheorien, Fremdenhass und Antisemitismus aussprechen.

Bild: https://www.dw.com/de/kommentar-streit-um-den-sturm-auf-den-reichstag/a-54846037

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