
Ein Sammelartikel von Julia und Luna zu versteckten Frauen.
Maria Vermeer, die Tochter von Jan Vermeer
Autor: Julia Buhmann
Irgendwann irgendwo in den Niederlanden lebte ein Künstler mit seiner Familie in einem Haus aus dicken Holzgarnituren und schwer einfallendem Licht. Neben dem Künstler saß die Tochter, sie malte mindestens genauso eifrig wie ihr Vater, damals noch jung, musste sicher noch viel lernen, doch der Vater war stets erfreut, stellte die Gemälde mit in sein Atelier. Dort blieben sie liegen bis nach seinem Tod und als die erfreuten Käufer ins Hause traten und fragten: Gibt es noch mehr? Kam die Tochter wieder mit ihren eigenen Gemälden in der Hand: Das sind noch weitere von meinem Vater. Die Käufer stürzten sich auf all das Gemalte. Nicht ich bin das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge, sondern die Erschafferin. Das sagt sie leise und niemals wird es jemand hören, denn eine Frau als gefeiertes Genie das wird es geben nie. Das dachte sie damals. Irgendwann irgendwo wird das hoffentlich anders.
Quelle: Vor aller Augen, Martina Clavadetscher
Lady Bluetooth
Autor: Luna
1914 wird im Wiener Bezirk Döbling eine Frau geboren, die mit ihrer Erfindung einen Grundstein für viele unserer heutigen technischen Geräte legt. Ohne ihre Arbeit wäre es nicht möglich, mit einer Bluetooth-Box Musik zu hören oder über WLAN auf das Internet zuzugreifen. Ich spreche über Hedy Lamarr, geboren als Hedwig Kiesler, eine Frau, deren Namen die wenigsten in unserer Generation kennen dürften. In ihrer Zeit, den 30ern des letzten Jahrhunderts, ist Lamarr als Schauspielerin weltweit bekannt. Sie emigriert aus Österreich und zieht in die Vereinigten Staaten, wo sie als Schauspielerin Fuß fasst. Hier schmückt sie Zeitschriften und macht sich in Hollywood mit Filmen wie „Samson and Delilah“ einen Namen. Doch ihr Interesse gilt nicht nur der Schauspielerei, sondern auch der Technik. Schon früh setzt sie sich mit technischen Erfindungen auseinander und entwickelt so neben ihrer Karriere als Schauspielerin gemeinsam mit dem Komponisten George Antheil 1941 die sogenannte „Frequenzsprungtechnik“, die der sicheren Steuerung von Torpedos dienen soll. In diesem Kontext wird die Entwicklung zwar zu Lamarrs Enttäuschung nicht eingesetzt, doch viele Jahre später nutzen Wissenschaftler das „Secret Communication System“, um kabellose Kommunikation wie Bluetooth oder WLAN zu entwickeln. Zu ihren Lebzeiten wird Hedy Lamarr erst kurz vor der Jahrhundertwende für ihren Erfindungsgeist gewürdigt, bevor sie im Jahr 2000 zurückgezogen in Florida stirbt. Wie in so vielen Fällen wird Lamarr zu Lebtagen mit Skandalen rund um ihre sechs Ehen und ihrer Rolle als „schönste Frau der Welt“ in Verbindung gebracht. Viel bedeutender sind jedoch ihre technischen Fähigkeiten. Lamarr wird als Sexsymbol und Diva bekannt, als Erfinderin jedoch erst drei Jahre vor ihrem Tod gewürdigt. Die Stadt Wien verleiht mittlerweile jährlich den Hedy-Lamarr-Preis, um Frauen in der digitalen Entwicklung auszuzeichnen. So erfährt Lamarr zumindest einen Teil der Würdigung, die ihr zusteht. Heute ist ihre Arbeit präsenter denn je und vernetzt die Welt. Eine Tatsache, die diese beeindruckende Frau sicher stolz gemacht hätte. Ihr Grab in Wien trägt die Aufschrift „Schauspielerin.“ „Erfinderin“, Worte die Hedy Lamarrs Vermächtnis weitertragen.
Jo van Gogh, die Frau, die die Sonnenblumen berühmt machte
Autor: Julia Buhrmann
Jeder weiß in etwa wer die zwei Brüder sind: Der eine Hoffnungsvoll, der Andere Hoffnungslos. Theo und Vincent. Die Van Goghs. Aber wer genau den Künstler nach dem Tode berühmt gemacht hat, da denken Viele vielleicht als Erstes an den Bruder, doch dieser starb nur einen Monat später – vielleicht aus Kummer, wahrscheinlicher aber wegen einer Krankheit. So war da nur noch Jo, die Hinterbliebene, in der Hand und in den Taschen all die blumigen Sonnenmeere. Mit Fingerspitzengefühl und den richtigen Beziehungen schuf sie ein Gästehaus, dort hingen die Bilder und wenn Kunsthändler vorbeikamen strickte sie Geheimnisse um die Gemälde, behielt die besten Bilder und ließ die anderen los. Sie organisierte eine Ausstellung in den Niederlanden, günstiger für das Volk, teurer für die Reichen, denn jeder sollte Vincents Kunst sehen dürfen. Und so war sie es die den Vincent weltberühmt machte. Nicht Theo. Nicht der eine Kunsthändler aus Berlin.
Quelle: Die Entflammten, Simone Meier
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